Im Jahr 2025 jährt sich der gewaltsame Tod des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg zum 800. Mal. Am 7. November 1225 fiel er bei Gevelsberg einem Hinterhalt zum Opfer. Was Zeitgenossen erschütterte und Chronisten wie Caesarius von Heisterbach zu dramatischen Schilderungen veranlasste, wirkt bis heute nach – auch in der Geschichte Heppendorfs.
Der Überfall bei Gevelsberg
Am Abend des 7. November 1225 ritt Engelbert mit nur kleiner Eskorte durch den Hohlweg bei Gevelsberg. Sein Tross war bereits vorausgeschickt. Plötzlich stürzten die Verschwörer hervor, Schwerter blitzten, Schreie hallten durch die Dämmerung. Als der Staub sich legte, lag der Reichsverweser erschlagen am Boden.
Die 47 Wunden – Zeugnis des Chronisten
Caesarius von Heisterbach, der Zisterziensermönch und Chronist, schilderte den Mord mit erschütternder Genauigkeit. Er zählte 47 Hieb- und Stichverletzungen, die den Körper des Erzbischofs zeichneten. Für ihn war Engelberts Tod nicht nur ein politischer Mord, sondern ein Martyrium. Moderne Untersuchungen der Gebeine bestätigten die Vielzahl der Verletzungen – ein seltenes Zusammentreffen von Chronik und Archäologie.
Die Ursachen: Vogteirechte oder Adelsverschwörung?
Über die Ursachen des Konflikts gibt es unterschiedliche Deutungen. Eine plausible Erklärung liegt im Streit zwischen Engelbert und seinem Verwandten Friedrich von Isenberg über die Ausübung von Vogteirechten. Diese Vogteien waren nicht nur ein Machtinstrument, sondern auch mit beträchtlichen Einnahmen verbunden. Der Konflikt um diese Rechte führte zu einer tiefen Entfremdung zwischen den beiden.
Andere Historiker sehen dagegen eine breitere Verschwörung des Adels gegen Engelbert. Sie deuten den Mord als Ergebnis seiner konsequenten Politik, mit der er den Landfrieden durchsetzte, Adelsrechte einschränkte und die erzbischöfliche Macht stärkte.
Wahrscheinlich verbanden sich beide Faktoren: der persönliche Streit um Vogteirechte und die allgemeine Unzufriedenheit des Adels. Am Ende kulminierte beides im tödlichen Überfall bei Gevelsberg.
Was aber hat all das mit Heppendorf zu tun?
Die Antwort liegt in einer Persönlichkeit, deren Name bis heute mit dem Ort verbunden ist: Hermann IV. von Heppendorf, Kölner Erbvogt und enger Vertrauter des Erzbischofs Engelbert von Berg. Als Mitglied seines Beraterkreises begleitete Hermann den Erzbischof häufig auf dessen Reisen. Auch familiäre Verbindungen der Heppendorfer nach Soest deuten auf ein weit verzweigtes Netzwerk innerhalb des rheinischen Adels.
Vermutlich gehörte Hermann zu jenem Tross, den Engelbert am Tag des Überfalls vorausgeschickt hatte. Über seinen genauen Aufenthaltsort während der Tat schweigen die Quellen. Sicher ist jedoch: Als Friedrich von Isenberg, der geflohene Rädelsführer, später erkannt und nach Köln gebracht wurde, war es Hermann IV., der ihn gemeinsam mit anderen Würdenträgern in Empfang nahm. So wurde der Heppendorfer zum Hüter des gefangenen Mörders – und damit zum stillen Zeugen eines dramatischen Kapitels der Reichsgeschichte.
Als das Jahr 1191 anbrach, war Köln eine Stadt im Wandel – zwischen kirchlicher Macht und aufkeimender bürgerlicher Selbstbehauptung. Inmitten dieser Umbrüche trat Hermann IV. von Heppendorf in den Vordergrund und wurde Kölner Erbvogt. Er war kein Neuling: Schon 1183 tauchte sein Name in Urkunden auf, ein Zeichen dafür, dass er längst Teil der politischen Kulisse war. Doch erst nach dem kurzen, kaum greifbaren Intermezzo seines Bruders Edmund fiel ihm das Amt des Erbvogts zu – ein Amt, das er über vier Jahrzehnte mit bemerkenswerter Beständigkeit ausfüllte.
Hermann IV. war der vierte in einer Reihe von Heppendorfer Erbvögten, die das städtische Leben Kölns prägten: Nach Hermann II., Gerhard I. und Edmund war er es, der die Linie festigte. Seine Amtszeit bis 1236 war nicht nur lang, sondern auch stabil – ein seltenes Gut in einer Epoche, die von Fehden, Machtverschiebungen und dem Ringen zwischen Stadt und Erzbistum geprägt war. Verheiratet war er mit einer Frau namens Gertrud, über die jedoch kaum nähere Informationen überliefert sind. Aus erhaltenen Dokumenten geht hervor, dass Hermann IV. Vater von sechs Kindern war.Die Flucht des Isenbergers
Nach dem Mord am 7. November 1225 geriet Friedrich von Isenberg sofort in den Bann von Reich und Kirche. Seine Burg Isenberg bei Hattingen wurde zerstört, seine Güter eingezogen. Friedrich selbst floh zunächst nach Rom, um beim Papst Unterstützung zu suchen und den Kirchenbann aufheben zu lassen. Doch seine Bemühungen blieben erfolglos.
Auf der Rückreise wurde er in Flandern (Belgien) erkannt und festgenommen. Von dort brachte man ihn nach Köln, wo er im November 1226 hingerichtet wurde. Damit endete das kurze, aber dramatische Nachspiel des Mordes – und der Kreis schloss sich wieder in der Stadt, deren Erzbischof er hatte töten lassen.