Heppendorfs erster Bürger
In römischer Zeit gab es im Bereich von Heppendorf keinen Ort, wie wir ihn heute kennen. Entlang der Römerstraße von Neuss nach Zülpich, die an Heppendorf vorbeiführte, zweigten Wege ab, die zu Gutshöfen führten, die mit ca. 50 ha (500.000 m²) eine beachtliche Größe hatten. Viele dieser Gutshöfe (villa rustica) sind heute bekannt.
Auf einem dieser Gutshöfe, in der Gemarkung Heppendorf, entdeckten die Archäologen 2015 ein bemerkenswertes Brandgrab aus dem 2 Jahrhundert. Es lag abseits der anderen Gräber und wies eine Besonderheit auf. Die isolierte Lage der Bestattung werten die Archäologen als Zeichen für eine herausgehobene Person innerhalb der damaligen Bevölkerung. Als Grabbeigabe wurde ein außergewöhnlicher Arztstempel gefunden, der eines Augenarztes.
Es handelt sich um einen sehr seltenen Fund. Auf diesem besonderen Stück ist der Name des Besitzers in abgekürzter Form eingraviert:
C CL PRI. Der volle Namen lautet
Gaius Claudius Primus.
Er ist damit der erste namentlich bekannte Bürger auf Heppendorfer Boden. Ob er ein echter Römer, ein hier ansässiger Kelte oder Germane war, ist nicht bekannt. Viele der hier lebenden Bewohner nahmen die römische Lebensweise und auch römische Namen an. Sie alle waren Bürger der Colonia Claudia Ara Agrippinensium mit dem Verwaltungszentrum Köln und gleichzeitig Hauptstadt der römischen Provinz Germania inferior (Niedergermanien).
Gaius Claudius Primus scheint Augensalben und Ähnliches nicht nur regional erfolgreich vertrieben zu haben.
Ein weiteres Exemplar dieses Stempels mit seinem Namen wurde in Cesseysur-Tille (Dep. Cote-d’Or, Frankreich) gefunden. Auf ihm wird Gaius im Zusammenhang mit Augenkrankheiten und Arzneimitteln erwähnt. Er gibt Auskunft über die Behandlung von bakteriellen Augen- und Bindehautentzündungen und die dafür verordneten Medikamente.
© Jürgen Vogel / LVR-LandesMuseum Bonn
Für verschiedene Trübungen des Auges war eine spezielle Salbe vorgesehen. Dies ist der erste Hinweis auf eine spezialisierte medizinische Versorgung im ländlichen Rheinland der Antike.
Quelle:
Dr. Martin Grünewald und Jan Janssens / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland,
Ewig Seite an Seite? Zwei außergewöhnliche Gräber der villa rustica HA 2015/27,
in Archäologie im Rheinland 2017