Die Geschichte Heppendorfs


Frühgeschichte


Das linksrheinische Gebiet zwischen Aachen und Köln war seit jeher ein begehrter Siedlungsraum. Vor allem die Börde, das fruchtbare Land, in dem auch Heppendorf liegt, wurde wegen seines Reichtums an Wild, Fisch und Früchten durchzogen. Die ältesten Spuren von Menschen in unserer Region stammen aus Mechernich (Kreis Euskirchen) und sind etwa 320.000 Jahre alt.

Die ersten Sesshaften


Die ersten sesshaften Bewohner lassen sich um die Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. nachweisen. Sie stellten verzierte Tongefäße her. Nach den Mustern der Gefäße oder nach der Art der Gefäße, wie Schnurkeramik, Stichbandkeramik, Trichterbecher, Glockenbecher usw., wurden sie von den Archäologen benannt.

Zahlreiche Einzelfunde der frühen Siedler wurden in Heppendorf und Umgebung entdeckt. Sie fanden gute Lebensbedingungen mit reichen Ernten vor, auch für die Landwirtschaft. Die Funde reichen von der Bronzezeit (2.200 - 750 v. Chr.) bis in die Eisenzeit (750 - 15 v. Chr.). nachweisen.

bild Fundorte rund um Heppendorf
Land NRW (2017)-Datenlizenz Deutschland-Namensnennung-Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)

Die namhaften Völker


Die Griechen Hekataios von Milet und Herodot von Halikarnassos gaben den hier lebenden Völkern Namen. In ihren Schriften aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnen sie die „keltoi“, die heute als Kelten bekannt sind. Die Römer nannten sie „galli“, Gallier. Später erwähnte der römische Geschichtsschreiber Tacitus die Germanen. Beide Völker galten schon den Römern als Ureinwohner des Landes. Heutige DNA-Analysen prähistorischer Menschenreste und zahlreiche archäologische Funde bestätigen dies.

Die römische Herrschaft


bild Ulrepforte, Kölner Stadttor © Forograf Hans Peter Schaefer

Julius Cäsar eroberte 58-51 v. Chr. die gallischen Gebiete bis zum Rhein. In diesem Krieg wurden viele der hier ansässigen Stämme vertrieben. Die Anbauflächen gingen zurück, die Waldbedeckung nahm zu, wie Pollendiagramme zeigen.
Die Römer errichteten Militärlager, vor allem entlang des Rheins, um das Land zu besetzen und ihren Machtanspruch zu festigen.

Der Stamm der Ubier, Verbündete der Römer, wurde in unserer dünn besiedelten Region angesiedelt. Die Ubier sollten Einfälle der rechtsrheinischen Germanen verhindern. Außerdem brauchten die Römer für ihre Lager Lebensmittel und andere Gebrauchsgegenstände, die die Ubier liefern konnten.

Getreide, Früchte usw. wurden auch im Heppendorfer Raum angebaut, zunächst natürlich für den Eigenbedarf, Überschüsse wurden vermutlich in den Handelszentren verkauft.


Erster namentlich bekannter Heppendorfer


Auf dem Gebiet von Heppendorf befanden sich römische Gutshöfe (villa rustica). Am Rande dieser Gutshöfe wurden die Toten bestattet. In einem dieser Gräberfelder fand man einen Toten, einen Römer.

Dieser hatte einen außergewöhnlichen Stempel in seinem Grab. Auf diesem Stempel war sein Name eingraviert, wie die Archäologen vermuten.

Er hieß Gaius Claudius Primus, war Augenarzt und weist auf die erste fachärztliche Versorgung im ländlichen Rheinland in der Antike hin. Er wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. hier bestattet.

bild Römisches Arztbesteck, 1.-2. Jhd.

Die Franken übernahmen


bild Frankenhelm, von Herren aus Morken-Harff

Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die römischen Rheingrenzen unruhiger. Immer wieder fielen rechtsrheinische Stämme in das linksrheinische Gebiet der Römer ein. Die Römer zogen immer mehr Truppen aus dem Rheingebiet ab, weil sie an anderen Brennpunkten des Römischen Reiches gebraucht wurden.

Dieses Vakuum nutzten die Franken im 5. Jahrhundert n. Chr. geschickt aus, eroberten die linksrheinischen Gebiete und errichteten ein „ripuarisches Reich“. Die Ripuarier, was so viel wie Uferbewohner bedeutet, waren Franken, die in der Nähe des Rheins siedelten.

Die neuen Herren teilten das Gebiet in Herzogtümer und Gaue (Kölngau, Jülichgau usw.) ein. Mitten im Kützgau (898 erstmals erwähnt), einem Untergau des Köln- oder Jülichgaues, lag Heppendorf. Die ersten fränkischen Siedlungen entstanden, auffallend viele mit der Endung -dorf.

Das Wort Heppendorf (Eppendorph, Eppindorpe ,Heppendorp, Heppenthorp, Heppindorp, Hependorph, de Heppenthorpo) leitet sich von Heppo oder Eppo (Eberhardt) ab, dem Namen des oder der Gründer dieses Dorfes. Widdendorf (Wedendorp, Wiedindorp, Wedendorp, Withenthorpe) stammt ebenfalls von einem Personennamen ab, von Wido (Wito, germanisch für Holz, heute auch Guido).


976 erstmals schriftlich erwähnt


Der Kölner Erzbischof Gero besaß Güter in Heppendorf, die er 976 dem Kloster St. Gereon in Köln übertrug. In dieser Urkunde wird „Heppenthorp“ erstmals urkundlich erwähnt. Mit dieser Schenkung erhielt St. Gereon den Fronhof und die Hofkapelle, die auch ein eigenes Hofgericht und einen eigenen Vogt hatte. Außerdem hatte St. Gereon das Kollationsrecht (Vorschlagsrecht für die Besetzung eines geistlichen Amtes).

In einer Urkunde vom 11. November 1157, einer Bestätigung Papst Adrians VI. an das Frauenkloster Füssenich, wird Heppendorf erneut erwähnt. Hier wird dem Frauenkloster der Besitz eines Hofes und eines Teils einer Mühle (vermutlich Eschermühle, zwischen Ahe und Thorr gelegen) aufgezählt und bestätigt.

Die Herren von Heppendorf


bild Ritter Gerhard I. von Heppendorf, Text von 1169 zur Ernennung zum Erbvogt

Seit 1119 sind die Herren von Heppendorf, beginnend mit Hermann I. von Heppendorf, bekannt, die über einen langen Zeitraum die Geschicke Kölns bestimmten. Ein Teil ihres Wappens ist zum Wappen der Gemeinde Heppendorf geworden, der „Heppendorfer Schild“ (zwölfmal von Gold und Rot quergestreift). Sie ließen Münzen mit dem Heppendorfer Schild prägen. Woher die von Heppendorf kamen, ist nicht überliefert.

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts stellten die „von Heppendorf“ den Vogt bzw. Erbvogt der Stadt Köln. Aufgabe des Vogtes war es, die Interessen des Erzbischofs stellvertretend wahrzunehmen. Ursprünglich wurde der Stadtvogt jährlich am 13. Juli (Margarethentag) neu gewählt, später wurde das Amt vererbt (Erbvogt). Als Stadtvogt wird Hermann I. genannt. Der Vogt Ritter Gerhard von Eppendorp (Gerhard I.) erhielt das Amt als erbliches Lehen, so dass es jeweils an den ältesten Sohn weitergegeben werden konnte. Er war dabei, als am 23. Juli 1164 der damalige Kölner Erzbischof Reinald von Dassel mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige feierlich in die Stadt Köln einzog.

Stammsitz und Besitz in Heppendorf scheinen im 14. Jahrhundert durch Erbteilung verloren gegangen zu sein. Im März 1249 übertrug Werner von Heppendorf Ackerland in Heppendorf dem Grafen Adolf von Berg, und im März 1253 schenkte der Propst Gottfried zu Münstereifel aus dem Geschlecht derer von Heppendorf Güter in Heppendorf dem Zisterzienserinnenkloster in Bottenbroich. Im Erbfall fiel Heppendorf durch Verpfändung an die Grafen von Bedburg. Der Stammsitz konnte jedoch durch Ablösung einer Schuld wieder zurückerworben werden. Der vor 1320 verstorbene Arnold von Gymnich wurde bereits Herr zu Stetternich und Heppendorf genannt, da war klar, dass das Geschlecht derer von Heppendorf keine Güter mehr in Heppendorf hatte.

Pfarrei Heppendorf


Die Kirche in Heppendorf und die Pfarrei gehören zu den ältesten im Altkreis Bergheim. Die Kirche wurde erstmals 1246 in einem Güterverzeichnis (Libre valoris) erwähnt. Der Patronatsname St. Dionysius weist auf einen viel früheren Ursprung (9. Jh.) der Kirche hin.

Zur Pfarrei gehörten damals auch Stammeln, Mönchskaul und Widdendorf sowie Haus Laach, Eschermühle und Teile von Thorr, Wiedenau und Ahe.

Vorgängerbau der Kirche war die Kapelle auf dem Fronhof. Als erste Pfarrer sind 1308 Hugo, 1325 ein Everhard und 1358 Willermus Arberti bekannt.

Aus dem Laacher Feld erhielt die Pfarrei Heppendorf um 1560 ihren Zehnten in Form von Getreide und Geld.

bild Libre valoris, Verzeichnis der Kirchen der Diözese Köln

Herrschaft der Jülicher


bild Ruine der Burg Kaster im Herzogtum Jülich

Heppendorf lag im 14. Jahrhundert im Kützgau. Dieser lag in der Grafschaft Hülchrath. Die Grafen von Kleve-Hülchrath verpfändeten 1314 aus Geldnot diese Grafschaft. Damit fiel Heppendorf an das Herzogtum Jülich. Da das Pfand nie eingelöst wurde, verblieb es im Jülicher Herrschaftsbereich.

In dieser Zeit bildeten sich die Ämter, die Vorläufer der Kreise. Heppendorf kam zum Amt Bergheim und wurde dem Gerichtsbezirk „In der Lohe“ zugeordnet. Bis zur französischen Besetzung gehörte Heppendorf zum Herzogtum Jülich.

Nach den Anfängen der Reformation 1517 begann eine unruhige Zeit. 1543 entbrannte der Geldrische Erbfolgekrieg, 1582 begann der Kölnische Krieg und um 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus.

Es war eine Zeit der Zerstörung und Drangsalierung der hiesigen Bevölkerung. Danach gab es eine längere Erholungsphase für die Bevölkerung und die Ortschaften hatten Gelegenheit, die schweren Schäden zu beseitigen. In dieser Zeit entstanden neue Bauernhöfe, repräsentative Gebäude, Schlösser und Parks. Die Bevölkerung wuchs vielerorts stark an.


Franzosenzeit


Nach der Französischen Revolution 1789 wurde Frankreich 1792 eine Republik. Im selben Jahr trat Frankreich in den Krieg gegen Preußen und Österreich ein. Die Franzosen rückten ins Rheinland vor und besetzten im Oktober 1794 das Erftland und auch Heppendorf.

Nach der französischen Machtübernahme im linksrheinischen Rheinland wurden neue Verwaltungseinheiten geschaffen. Es entstand die Mairie Heppendorf, die dem Kanton Kerpen unterstand. Dieser wiederum lag im Département „de la Roer“. Die Mairie Heppendorf wurde 1800/01 auch Mairie Grouven genannt.

Die Franzosen beseitigten die bis dahin bestehende Kleinstaaterei. Auch viele Privilegien wurden den Landesherren genommen. Die Gewerbefreiheit für alle wurde verkündet.

Von 1799 bis 1843 stieg die Einwohnerzahl Heppendorfs von 366 auf 500. Die Zahl der Häuser stieg von 80 auf 101.

bild Französicher Reitersoldat

Preußenzeit


bild Preußen-Soldat

Überall im Rheinland läuteten im April 1814 die Kirchenglocken. Napoleon war besiegt. Auf dem Wiener Kongress ein Jahr später wurde das Rheinland dem Königreich Preußen zugeschlagen. Dieses übernahm die Struktur der Bürgermeistereien, aus denen später Gemeinden wurden. Es entstand der Kreis Bergheim mit Franz Ludwig Graf Beissel von Gymnich als erstem Landrat.

Die 1816 gebildete Bürgermeisterei Heppendorf mit den Ortschaften Stammeln, Widdendorf, Berrendorf, Etzweiler, Giesendorf, Grouven, Ahe und Thorr war flächenmäßig die größte des Kreises.

Heppendorf war von alters her landwirtschaftlich geprägt, Industrie gab es nicht. Es gab Kontrollen durch die preußische Verwaltung. Dabei schrieb 1838 der Freiherr von Much-Bellinghausen, dass die Landwirtschaft in Heppendorf genügend Ertrag bringe, was zeige, dass die Heppendorfer Bauern erfolgreich waren. Und 50 Jahre später bezeichnete Regierungsrat Schotte die Heppendorfer Bevölkerung als gesetzestreu und ordnungsliebend.


Aufbruch in die Moderne


Im Jahre 1847 führte der Landkreis die „Communicationswege“ ein. Eine Verbesserung der Wege und der Infrastruktur. Später wurde eine kürzere Straße nach Köln gebaut, wovon auch die Heppendorfer profitierten. Die Heppendorfer Bauern trieben regen Handel mit Köln und hatten nun kurze Wege zu ihren Handelspartnern. In den Jahren 1902-1905 errichtete der Kreis die erste zentrale Wasserversorgung der preußischen Monarchie. In den Jahren 1910 bis 1912 wurde die Stromversorgung aufgebaut. Mit der Eisenbahn begann der industrielle Aufschwung im Kreis, der allerdings Heppendorf wegen des fehlenden Bahnanschlusses nicht erreichte.

Mitten in diese Aufbruchstimmung brach 1914 der Erste Weltkrieg aus. Vor allem in den letzten Kriegsjahren kam es zu großen Hungersnöten. Nach Kriegsende wurde die Republik ausgerufen, der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. ging ins Exil nach Holland und die Besetzung durch die Siegermächte begann.

Das Dritte Reich


War die Anhängerschaft der NSDAP im Kreis anfangs noch gering, so änderte sich dies in den Jahren der Wirtschaftskrise 1931/32. Nach der sogenannten „Machtergreifung“ am 30. Januar 1935 bauten Adolf Hitler und seine Anhänger ihre Machtbasis aus. Nachdem Adolf Hitler 1934 zum Staatsoberhaupt ernannt worden war, begann die Gleichschaltung der Kommunen mit dem ideologischen System der NSDAP.

Otto Pieperbeck, Hitlers Gefolgsmann im Kreis, und sein Genosse Paulisch setzten 1937 unter Androhung von Gewalt die Eingemeindung von Heppendorf und Esch in das Amt Elsdorf durch.

Der Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 brachte erneut Zerstörung und Elend.

Neuanfang


Ende Februar/Anfang März 1945 besetzten die Amerikaner das Erftland. Auf den Zusammenbruch Deutschlands folgte eine britische Besatzungszone. Für den Neuanfang suchten die Besatzungsmächte entnazifizierte Personen für die Verwaltungsämter. 13 Jahre nach den letzten freien Wahlen konnte am 15. September 1946 im Erftkreis wieder frei gewählt werden. Am 1. Januar 1975 wurde Heppendorf Teil der Gemeinde Elsdorf, seit 2012 Stadt Elsdorf.

Literatur


Aander-Heyden, EduardGeschichte des Geschlechtes der Freiherren von Elverfeldt, 1883-1890
Andermahr, HeinzBeiträge zu Jülicher Geschichte
Aubin, HermannDie Weistümer der Rheinprovinz
Eck, WernerKöln in römischer Zeit. Geschichte der Stadt Köln, Band 1
Herres, JürgenKöln in preußischer Zeit. Geschichte der Stadt Köln, Band 9
Hinz, HermannArchäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes
Hoischen, ChristophDie Gemeinde Elsdorf, 1991
Joerres, Peter Urkundenbuch des Stiftes St. Gereon zu Köln, 1893
Kirchhoff, Hans GeorgMittelalter an Erft und Gilbach
Lacomblet, Jos.Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 1846
Landkreis Bergheim150 Jahre Landkreis Bergheim. 1816-1966
Stehkämper, Hugo und Dietmar, Carl Köln im Hochmittelalter. Geschichte der Stadt Köln, Band 3
Schwerhoff, Gerd Köln im Ancien Régime. Geschichte der Stadt Köln, Band 7
Verein für Geschichte und Heimatkunde Bedburg e.V.verschiedene Dokumente



© Heinz-Toni Dolfen, 2019