Die Dämmerung setzt langsam ein, das Licht wird spärlicher. Ein Auto fährt auf einem Feldweg in den Wald und parkt am Waldrand. Der Fahrer vergewissert sich, dass er nicht beobachtet wird. Er steigt aus, holt einen Gegenstand aus dem Kofferraum, gräbt ein Loch, legt den Gegenstand hinein und schüttet das Loch wieder zu. So oder ähnlich könnte es gewesen sein.
Dreißig Jahre später gruben Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Hambacher Forst in der Gemarkung Heppendorf, Richtung Steinheide. Sie suchten nach Relikten aus der Stein-, Römer- oder Frankenzeit, von denen es hier reichlich gibt. Doch dann stießen sie auf etwas Seltsames. Beim Ausgraben kam ein originalverpacktes russisches Kurzwellenfunkgerät zum Vorschein.
In den 80er Jahren, zur Zeit des Kalten Krieges, nutzten russische Agenten unseren Raum für ihre Spionageaktivitäten. Was könnte das Ziel ihrer Aktivitäten gewesen sein? Die Vermutung liegt nahe, dass der nahe gelegene Flugplatz Nörvenich das Ziel war. Dort lagerten damals die Atomwaffen der Amerikaner, die von dort aus mit Pershing-Raketen abgeschossen werden konnten. Mit dem Funkgerät hätte man den Abschuss der Raketen rechtzeitig melden können.
Das Funkgerät vom Typ P-394KM wurde 1987 in der UdSSR hergestellt, hatte aber zur Tarnung oder für Agenten, die des Russischen nicht mächtig waren, eine englische Beschriftung. Die Sendereichweite betrug ca. 1.200 km, man konnte damit Polen erreichen.
Der Fund beschäftigt offenbar auch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr. Derartige Geräte wurden vom sowjetischen Militärgeheimdienst GRU, der Nationalen Volksarmee der DDR und der Stasi verwendet. Das hier gefundene Gerät wurde aber offensichtlich nie eingesetzt.
© Landschaftsverbands Rheinland (LVR)
Bisher fehlt jedoch jede Spur von dem oder den Agenten.