Das Römische Landgut in Bedburg-Kirdorf

Eine Villa rustica.


Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. errichteten und bewohnten Bürger des Römischen Reiches einen Wirtschaftshof bei Kirdorf. Dieses Landhaus wird „villa rustica“ genannt.

Beim Bau der Bandanlage von Rheinbraun, der heutigen Speedwaybahn, wurden in Höhe des orangen Infowürfels bei Kirdorf die Fundamente von zwei römischen Gebäuden, einfachen Pfostenbauten, gefunden.

Die Gebäude standen etwa 11 m voneinander entfernt. Ein Haus war 12,50 m lang und 7,50 m breit. Das Fundament bestand aus Sandsteinen, von denen 7 Stück gefunden wurden. Das andere Gebäude hatte einen quadratischen Grundriss von ca. 8,00 x 8,00 m. An zwei Seiten haben sich Reste der hölzernen Schwellbalken erhalten, die die Sandsteinfundamente miteinander verbanden. Zwischen den beiden Gebäuden verlief ein Graben. Zur Siedlung gehörte auch ein Brunnen, der 1971 entdeckt wurde.

In ca. 300 m Entfernung wurden römische Brandgräber freigelegt. Die meisten Gräber waren bereits durch die Bauarbeiten zerstört. Sekundäre Grabbeigaben fanden sich in Grabnischen oder außerhalb der Brandschüttungen. Bei den Beigaben handelte es sich überwiegend um Gefäßformen, die eine Datierung in das 2. Jh. erlauben.
Weitere Keramikfunde deuten auf eine Siedlung hin, die bis ins 3. oder sogar 4. Jh. bestanden hat.

Lage der villa rustica
Land NRW (2017) - Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)


Villa rustica

Diese Höfe bestanden aus mehreren Gebäuden. Neben dem Hauptgebäude gab es oft ein Nebengebäude sowie Stallungen, Scheunen, Werkstätten und andere Gebäude. Diese Höfe waren meist von Zäunen und Hecken umgeben. Dazu gehörten auch Brunnen für die Wasserversorgung und - wie einige Ausgrabungen belegen - eine Jupiter- oder eine andere Göttersäule.

Im Durchschnitt hatte ein Gutshof eine Größe von 1,5 ha (15.000 m²), wobei die gesamte Hof- und Landfläche, also mit Feldern und Wald, etwa 50 ha betrug. Im ehemaligen Kreis Bergheim geht man von einer Gesamtgröße von 100 ha aus. Die einzelnen Höfe waren so regelmäßig angeordnet, dass von einer Vermessung und Parzellierung ausgegangen werden kann.

Schema eines römischen Landguts © Manuel Heinemann
Der Hof diente in erster Linie der Eigenversorgung. Mit den erwirtschafteten Überschüssen wurden die benötigten Waren in den Nebenzentren eingekauft oder auf dem Markt angeboten. Es gab eine Vielzahl von Nebenzentren, über 40 sind bekannt, in unserer Region sind dies Morken-Harff, Elsdorf und Thorr. Die Jülicher Börde, zu der auch Kirdorf gehört, war die Kornkammer der römischen Kolonie „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ auch „CCAA“ genannt, also Köln oder die Provinz Germania inferior. Die Kolonie darf nicht nur als das Stadtgebiet von Köln angesehen werden, sondern war ein Militärbezirk, der sich südlich vom Vinxtbach (etwa Bad Breisig) bis Krefeld und vom Rhein bis Aachen erstreckte, ein Gebiet von ca. 5.000 km².

Auf den Höfen lebten schätzungsweise 50 Personen (nach dem römischen Autor Lucius Iunius Moderatus Columella). Zur Erntezeit waren zusätzliche Helfer notwendig. Getreideanbau und Viehzucht bildeten die wirtschaftliche Grundlage des Hofes. Der Anbau war vielfältig. Es gab Hülsenfrüchte, Erbsen, Linsen sowie Kräuter wie Petersilie, Dill, Thymian und andere. Auch Obst (Äpfel, Pflaumen) wurde angebaut. Natürlich wurde auch Bier gebraut.

Heinz-Toni Dolfen Stand: 2017

Literatur

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

OA 0000/8733

Eck, Werner

Köln in römischer Zeit.
Geschichte der Stadt Köln, Band 1

Dietmar, Carl

Schatzkammer rheinisches Braunkohlenrevier