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Vor 777 Jahren legte Köln den Grundstein für ein Weltwunder

Ein Heppendorfer mitten im historischen Moment

Heinz-Toni Dolfen




15. August 1248 – ein Datum, das Kölns Stadtgeschichte prägt wie kaum ein anderes. An diesem Tag legte Erzbischof Konrad von Hochstaden nach einer feierlichen Messe den Grundstein für den neuen Kölner Dom. Ein Schlag mit dem Hammer, ein Gebet – und der erste Stein des neuen Doms liegt. Gesucht wird dieser symbolträchtige Stein bis heute – bislang ohne Erfolg.

Unter den Ehrengästen waren König Wilhelm von Holland, die führenden Honoratioren und die Ministerialen des Erzbischofs. Als dessen wichtigster Ratgeber war auch Erbvogt Gerhard III. von Heppendorf anwesend. Gerhards Uropa und sein Vater waren an diesem Ereignis vermutlich nicht ganz unbeteiligt.

Wer war Gerhard III. von Heppendorf?


Aus dem Ort Heppendorf kamen die Erbvögte von Heppendorf und stellen jahrhundertelang die Kölner Stadtvögte. Er lebte in der Zeit des großen Kölner Gelehrten Albertus Magnus. Etwa um 1200 heiratet er Mechthild von Brempt, die aus einem einflussreichen niederrheinischen Geschlecht stammte. In Dokumenten sind zehn Kinder genannt. Seine Eltern waren der Erbvogt Hermann IV. von Heppendorf und dessen Gattin Gertrud. Er selber war langjähriger Erbvogt von 1236 bis 1252. Sein Tod ist nicht genau bekannt es liegt vor dem Jahr 1259.

Er war ein Mann aus jener seltenen Schnittmenge von Lokaladel und Reichspolitik, geboren in eine Familie, die seit Generationen im Herzen der kölnischen Macht stand. Gerhard III. von Heppendorf, Sohn des Erbvogts Hermann IV. und seiner Frau Gertrud, trat ein schweres Erbe an: Das Amt des Erbvogts von Köln, ein Schlüsselposten zwischen den Interessen der Stadt und dem Willen des Erzbischofs.

Seine Amtsjahre (1236–1252) fielen in eine Epoche geistiger und politischer Aufbrüche. In Köln wirkte zu dieser Zeit Albertus Magnus, einer der größten Gelehrten des Mittelalters. Während dieser die Scholastik prägte, navigierte Gerhard III. durch die Untiefen der kölnischen Stadtpolitik, in der sich Bürgerschaft, Klerus und weltliche Herrschaft immer wieder aneinander rieben.

Um 1200 festigte Gerhard seinen gesellschaftlichen Einfluss durch die Heirat mit Mechthild von Brempt, die aus einem einflussreichen niederrheinischen Adelsgeschlecht stammte. Die Ehe war nicht nur eine Verbindung zweier Personen, sondern ein politisch-strategisches Band zwischen bedeutenden Familien. Aus der Verbindung gingen zehn Kinder hervor – ein Beweis für die Familienkraft und für die Absicherung der Erbvogtei in künftigen Generationen.

Als Erbvogt oblag Gerhard III. nicht nur die Aufsicht über die erzbischöflichen Gerichte und Besitzungen in der Stadt, sondern auch die Rolle eines Mittlers – zwischen dem erzbischöflichen Hof und den aufstrebenden Kölner Bürgern, deren Selbstbewusstsein wuchs. Solch ein Amt verlangte politisches Geschick, juristisches Wissen und nicht selten diplomatische Zurückhaltung.

Nach 16 Jahren im Amt trat Gerhard III. 1252 ab. Der genaue Zeitpunkt seines Todes liegt im Dunkeln – sicher ist nur, dass er vor 1259 verstorben war.

Vom Hildebold-Dom zum gotischen Meisterwerk


Seit dem Jahr 870 stand an dieser Stelle der sogenannte Hildebold-Dom, ein karolingischer Bau, benannt nach seinem mutmaßlichen Erbauer. Köln war dank zahlreicher Reliquien bereits ein beliebtes Pilgerziel. Mit dem Einzug der Gebeine der Heiligen Drei Könige stieg die Stadt in die „Champions League“ der Wallfahrtsorte auf.

Der bestehende Dom konnte diesem Ruhm nicht gerecht werden – ein Neubau musste her

Abriss mit Risiko – und ein Funken zu viel


Das Domkapitel finanzierte den Neubau. Der Hildebold-Dom sollte während der Bauzeit für Gottesdienste und Pilger geöffnet bleiben. Am 13. April 1248 fiel die Entscheidung zum Abriss, der ab dem 27. April begann. Die Idee war, die Fundamente zu unterhöhlen, Holzbalken einsetzen, anzünden – so sollte ein kontrollierter Einsturz erfolgen. Doch am 30. April geriet das Feuer außer Kontrolle und zerstörte große Teile des Altbaus. Glück im Unglück: man hatte vorsichthalber den Dreikönigenschrein bereits ausgelagert.

Wie der Schatz nach Köln kam


Die Geschichte der Gebeine reicht zurück ins Jahr 1164. Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, zog gegen die aufständischen oberitalienischen Städte, allen voran Mailand. An seiner Seite der Kölner Erzbischof Reinald von Dassel und ein Kontingent von rund 500 Kölner Rittern – darunter wahrscheinlich Gerhard I. von Heppendorf (der Uropa von Gerhard III.) und dessen Vater Hermann II., der erste namentlich bekannte Stadtvogt der Heppendorfer. Denn zum Zeitpunkt des Feldzugs fehlen jegliche städtische Dokumente von ihnen, was zur Annahme führt beide sich den Rittern aus Köln angeschlossen haben.

Nach der Eroberung Mailands entdeckte man die Gebeine der Heiligen Drei Könige in einer Kirche außerhalb der Stadt. Für seine Verdienste erhielt Reinald von Dassel diesen Schatz – und brachte ihn nach Köln.

Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile – nicht nur in deutschen Landen, sondern auch in Holland, Belgien, Frankreich, Italien, England, Polen und sogar bis nach Island.

Somit wurde Köln über Jahrhunderte hinweg eine erfolgreiche Pilgerstadt. Mit dem Dom kam ein Weltwunder in die Stadt, das bis heute Bestand hat.


Näheres über „Die Heppendorfer Erbvögte“ und ihre Bedeutung für die Kölner Stadtgeschichte. zu den Erbvögten